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Corona Spezial: Sterblichkeit in Sachsen

Letzte Aktualisierung: 30.08.2022

Die Entwicklung der Sterbefälle seit 2015

Die Liniengrafik zeigt die Zahl der Gestorbenen im Mittel der Jahre 2015 bis 2019 sowie für 2020 und 2021 nach Sterbemonaten. Die graue Fläche veranschaulicht die Differenz zwischen minimaler und maximaler Gestorbenenzahl aus den Jahren 2015 bis 2019.

In den letzten 5 Jahren (2015 bis 2019) vor Beginn der Corona-Pandemie lag die Zahl der Gestorbenen im Durchschnitt bei 54 700 Sterbefällen pro Jahr. Mit 56 290 Gestorbenen wies das Jahr 2018 als ein »Grippejahr« leicht höhere Sterbefallzahlen im Vergleich zu den übrigen Jahren auf.

Für das Jahr 2020 wurden 62 092 Gestorbene gezählt, im Jahr 2021 starben 64 373 Personen. Gegenüber dem Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2019 stieg die Zahl der Gestorbenen 2020 und 2021 um rund 7 300 bzw. 9 600 Personen. Das waren 2020 rund 13 Prozent mehr, 2021 sogar 18 Prozent mehr Sterbefälle gegenüber dem Durchschnitt 2015 bis 2019. Die jährliche Veränderung der Sterbefälle im Betrachtungszeitraum 2015 bis 2019 schwankte dagegen zwischen 1 300 Gestorbenen weniger (2019 zu 2018) bis 1 600 Gestorbenen mehr (2018 zu 2017). Betrachtet man die absoluten Beträge der Veränderung, bedeutet dies für die Jahre 2015 bis 2019 eine durchschnittliche Veränderungsrate gegenüber dem jeweiligen Vorjahr um 2,5 Prozent.

In den Monaten November und Dezember 2020 wurden rund 16 100 Sterbefälle erfasst. Dies waren 75 Prozent mehr als im Mittel der Jahre 2015 bis 2019. Für den Januar 2021 wurden mit 8 100 von den Standesämtern übermittelten Sterbefällen rund 60 Prozent mehr Meldungen geliefert als im Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2019 für den Januar registriert wurden. In den Monaten Februar und März sowie Juni bis August 2021 lag die Zahl der Gestorbenen innerhalb der Bandbreite zwischen dem Minimum und Maximum der Jahre 2015 bis 2019. Dagegen wurden in den Monaten April und Mai sowie Oktober bis Dezember 2021 signifikant mehr Sterbefälle registriert als maximal in den Jahren 2015 bis 2019. Mit fast 14 000 Gestorbenen wurden im November und Dezember 2021 fast 4 800 Sterbefälle bzw. 52 Prozent mehr gemeldet als im Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2019. Außer in den Monaten März, Juli, August, September und Dezember lag die Zahl der Gestorbenen 2021 in jedem Monat deutlich über dem Vorjahreswert von 2020.

Übersterblichkeit in Sachsen vor allem in den Monaten November und Dezember 2020 und 2021 und Januar 2021

Die Balkengrafik zeigt die Gestorbenen 2020 und 2021 und im Mittel der Jahre 2015 bis 2019 nach ausgewählten Sterbemonaten. In den Monaten November 2020 bis Januar 2021 sind die Sterbefälle im Vergleich zum Mittel der Jahre 2015 bis 2019 stark gestiegen.

Im Zusammenhang mit der Entwicklung der Sterbefälle während der Corona-Pandemie wird auch der Begriff der Übersterblichkeit verwendet. Von einer Übersterblichkeit wird gesprochen, wenn die Sterbefälle bzw. Sterberaten in einer Pandemie von denen in Jahren ohne pandemisches Geschehen abweichen.

In Betrachtung der monatlichen Sterbefälle 2020 und 2021 im Vergleich zum Zeitraum 2015 bis 2019 konnte eine starke Übersterblichkeit von November 2020 bis Januar 2021 sowie für November und Dezember 2021 festgestellt werden. Aber auch in den Monaten April und Mai 2021 wurden gegenüber den Vorpandemiejahren 13 Prozent mehr Sterbefälle registriert. Bis September 2020 lag die Zahl der Gestorbenen in der Bandbreite aus minimalen und maximalen Sterbefällen der Jahre 2015 bis 2019. Im Mittel der Jahre 2015 bis 2019 wurden für den Oktober rund 4 400 Gestorbene registriert. Mit rund 4 800 gemeldeten Sterbefällen für Oktober 2020 starben 9 Prozent mehr. In den Monaten November 2020 und Dezember 2020 wichen die eingegangenen Sterbefälle überdurchschnittlich stark von den durchschnittlichen Sterbefällen der Monate November und Dezember der Jahre 2015 bis 2019 ab. Die Zahl der Sterbefälle für Dezember 2020 mit 9 900 Gestorbenen bedeutete im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2019 mit 4 800 Gestorbenen eine Zunahme um rund 106 Prozent. Auch im Januar 2021 setzte sich die Übersterblichkeit noch fort. Mit 8 100 Sterbefällen wurden rund 3 100 Sterbefälle mehr gemeldet als im Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2019, was einer prozentualen Zunahme von rund 62 Prozent entspricht. Nach der leichten Übersterblichkeit im April und Mai 2021 wurden für den Oktober 2021 rund 5 000 Sterbefälle und damit 15 Prozent mehr erfasst. Ein weiterer Anstieg der Übersterblichkeit konnte für den November und Dezember 2021 konstatiert werden. Starben im Durchschnitt der Jahre 2015 und 2019 im November etwa 4 400 Personen und im Dezember 4 800 Personen, so waren es 2021 mit 6 600 im November und 7 400 im Dezember 51 bzw. 53 Prozent mehr.

Altersstruktur der Gestorbenen und deren Einfluss auf die Zahl der Gestorbenen

Die 3 Balkendiagramme zeigen die Sterbefälle nach Altersgruppen 2020 und 2021 im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2019. Es werden die Sterbefälle und deren prozentuale Aufteilung nach Altersgruppen verglichen.

Der Anstieg der Gestorbenen in den Jahren 2020 und 2021 gegenüber dem Mittel der Jahre 2015 bis 2019 betraf nicht alle Altersgruppen gleichermaßen. Außer bei der Altersgruppe der unter 35-Jährigen und der Altersgruppe der 45- bis unter 55-Jährigen lagen in allen Altersgruppen die Sterbefälle für die Jahre 2020 und 2021 über den durchschnittlichen Sterbefällen der Jahre 2015 bis 2019. Im Vergleich zum Vorjahr lässt sich für 2021 ein leichtes Verschieben in etwas jüngere Altersgruppen feststellen. So lag der Anteil der Gestorbenen im Alter von 75 und mehr Jahren im Jahr 2021 bei 72 Prozent, im Jahr 2020 hatte deren Anteil bei fast 75 Prozent gelegen.

das  Balkendiagramme zeigt die Veränderung der Sterbefälle 2016 bis 2020 gegenüber dem Vorjahr nach Altersstruktureffekt und veränderter Sterblichkeit

Die Entwicklung der Zahl der Gestorbenen ist auch bestimmt durch die Altersstruktur. Rücken stark besetzte Geburtsjahrgänge in das hochbetagte Alter, so kann die Zahl der Gestorbenen zunehmen, obwohl die Lebenserwartung steigt. Deshalb wurde für die Jahre 2016 bis 2021 der Einfluss der Altersstruktur (demografische Komponente) und der veränderten Sterblichkeit gegenüber dem Vorjahr errechnet.

In den Jahren 2016 bis 2021 bedingte die sich verändernde Altersstruktur eine Zunahme der Sterbefälle. Für 2016 und 2019 konnte durch die Veränderungen in der Sterblichkeit aufgrund einer steigenden Lebenserwartung und ohne saisonaler Effekte wie Grippe- oder Hitzewellen die Zunahme der Sterbefälle aufgrund der veränderten Altersstruktur überkompensiert werden, so dass es für diese beiden Jahre einen Rückgang der Gestorbenen im Vergleich zum Vorjahr gab. Für das Jahr 2018 wurde eine sichtbare Veränderung der Sterblichkeit ermittelt, die insbesondere auf die in diesem Jahr stärker ausgefallene Grippewelle zurückzuführen war. Die Zunahme der Sterbefälle 2020 gegenüber 2019 verdeutlicht ebenfalls diesen Einfluss der sich veränderten Sterblichkeit, die 2020 durch die beginnende Corona-Pandemie dazu das bestimmende Element (82 Prozent) des Anstiegs der Gestorbenen war. Auch 2021, bei weiter gestiegenen Sterbefällen gegenüber dem Vorjahr, hatte die veränderte Sterblichkeit den größten Einfluss.

Erwartungsgemäß wurde auch die Entwicklung der Lebenserwartung von der Corona-Pandemie beeinflusst. Nachdem etwa seit Ende der 2000er-Jahre der Anstieg der Lebenserwartung nicht mehr so deutlich wie in den vorangegangenen Jahrzehnten war, führte die ab Ende März 2020 beginnende Corona-Pandemie sogar zu einem leichten Rückgang der Lebenserwartung. Die Lebenserwartung neugeborener Mädchen sank im Vergleich der Sterbetafeln 2017/2019 und 2019/2021 um rund 0,4 Jahre für neugeborene Mädchen und rund 0,7 Jahre für neugeborene Jungen.

Methodische Hinweise

Für die Ermittlung des Einflusses der Altersstruktur auf die Zahl der Sterbefälle wird ein Erwartungswert berechnet, der angibt, wie viele Gestorbene z. B. 2020 zu erwarten gewesen wären, wenn sich die Altersstruktur nicht verändert hätte und der Struktur des vorangegangenen Jahres entsprochen hätte. Die Differenz zwischen den tatsächlichen Sterbefällen und den erwarteten Sterbefällen bei gleichbleibender Altersstruktur beschreibt den Effekt der Altersstruktur. Die Differenz zwischen erwarteten Sterbefällen und den Sterbefällen des Vorjahres verdeutlicht den Effekt der veränderten Sterblichkeit.

Regionale Entwicklungen 2020 und 2021 im Vergleich zu 2015 bis 2019

Die 2 Balkendiagramme zeigen die Sterbefälle 2020 und 2021 im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2019 sowie die Sterbefälle je 1000 Personen für Kreisfreie Städte und Landkreise. In fast Regionaleinheiten haben die Sterbefälle 2021 zugenommen.

Der Anstieg der Sterbefälle gegenüber dem Mittel der Jahre 2015 bis 2019 ließ sich 2021 und 2020 für alle Kreisfreien Städte und Landkreise feststellen, wobei die Veränderungen auch aufgrund der differierenden Altersstruktur sehr unterschiedlich ausfielen. Im Jahr 2020 wiesen nur die Kreisfreie Stadt Leipzig mit einem Anstieg um 5,7 Prozent sowie die Landkreise Leipzig (3,6 Prozent), Nordsachsen (9,4 Prozent) und der Vogtlandkreis (10,3 Prozent) eine geringere Veränderungsrate als in Sachsen insgesamt auf. In den übrigen Kreisen lag der Anstieg der Sterbefälle 2020 gegenüber dem Mittel der Jahre 2015 bis 2019 zwischen 13,7 Prozent (Kreisfreie Stadt Dresden) und 20,6 Prozent (Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge).

2021 stieg die Zahl der Gestorbenen gegenüber dem Vorjahr 2020 in allen Landkreisen und Kreisfreien Städten mit Ausnahme des Landkreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge an. Die höchsten Anstiege wiesen der Landkreis Leipzig und der Vogtlandkreis mit 13,4 bzw. 11,9 Prozent mehr Sterbefällen als 2020 auf. Gegenüber dem Mittel der Jahre 2015 bis 2019 schwankte der Anstieg der Zahl der Gestorbenen zwischen 10,8 Prozent (Leipzig, Stadt) und 23,4 Prozent (Vogtlandkreis).

Zahlen und Fakten als Excel-Arbeitsmappe

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