Konjunktur: Baugewerbe in Sachsen
Letzte Aktualisierung: 15. März 2023
- Vorbemerkungen
- Entwicklung ausgewählter Konjunkturindikatoren im zeitlichen Verlauf seit 2015
- Umsatz nach Auftraggebern/Wirtschaftszweigen seit 2015
- Umsatz- und Beschäftigungsstruktur
- Umsatz nach Kreisen
- Umsatzstruktur nach Kreisen und Wirtschaftszweigen
- Entwicklung ausgewählter Baupreise im zeitlichen Verlauf seit 2015
- Zahlen und Fakten als Excel-Arbeitsmappe
Im Blickpunkt »Baugewerbe«
In unserem Im Blickpunkt »Baugewerbe in Sachsen« finden Sie eine Zusammenfassung dieser Seite.
- Im Blickpunkt »Baugewerbe in Sachsen« (*.pdf, 0,51 MB) veröffentlicht: März 2023
Vorbemerkungen
Das Baugewerbe ist mit einem Wertschöpfungsanteil von zuletzt rund 8 Prozent in Sachsen ein bedeutsamer Wirtschaftsbereich. Zur Beschreibung der konjunkturellen Entwicklung liefert die Baugewerbestatistik wichtige Konjunkturindikatoren und Strukturdaten, die in dieser Veröffentlichung um Angaben zu den Baugenehmigungen sowie Bauleistungspreisen ergänzt werden. Zum Baugewerbe zählen hier die Erhebungsbereiche Bauhauptgewerbe (WZ 41.2, 42, 43.1 und 43.9) und Ausbaugewerbe (WZ 43.2 und 43.3), nicht aber die Erschließung von Grundstücken; Bauträger (WZ 41.1). Die Konjunkturerhebung zum Bauhauptgewerbe findet monatlich, die zum Ausbaugewerbe quartalsweise statt. Befragt werden jeweils Betriebe mit in der Regel 20 und mehr tätigen Personen.
Entwicklung ausgewählter Konjunkturindikatoren im zeitlichen Verlauf seit 2015
Die Entwicklung der Konjunkturindikatoren im Bauhauptgewerbe ist von deutlichen saisonalen Schwankungen geprägt. Witterungsbedingt gehen vor allem der Umsatz aber auch der Auftragseingang und die Zahl der tätigen Personen in den Wintermonaten zurück. Bereinigt um insbesondere derartige Saisoneinflüsse visualisiert die Trend-Konjunktur-Komponente (TKK) die geglättete, mittel- bis langfristige Grundtendenz der Merkmalsreihe.
Ihr Verlauf weist beim Gesamtumsatz, der im September 2022 mit 671 Millionen Euro einen neuen Höchststand erreichte, im Betrachtungszeitraum nahezu kontinuierlich nach oben. Dahinter zurück blieb die geglättete Entwicklung der Auftragseingänge, insbesondere ab der 2. Jahreshälfte 2021 bis zum aktuellen Rand. Dazu lässt die von Januar bis September 2022 im Vorjahresvergleich um sachsenweit knapp 16 Prozent (Deutschland: -11 Prozent) rückläufige Zahl an Baugenehmigungen, einem weiteren konjunkturellen Frühindikator (vgl. Excel-Arbeitsmappe), für die Zukunft weiteren Druck auf die Auftragslage vermuten.
In den ersten neun Monaten 2022 stieg der von durchschnittlich 653 berichtspflichtigen Betrieben im Bauhauptgewerbe erwirtschaftete Umsatz saisontypisch stetig an und summierte sich auf insgesamt knapp 4,9 Milliarden Euro. Damit lag er nominal, das heißt ohne Berücksichtigung von Preiseinflüssen, um 11 Prozent über dem Wert des Vorjahreszeitraums (Deutschland: +11 Prozent). Beim Auftragseingang, dessen Verlauf durch besondere Auftragsspitzen wie im März 2022 gekennzeichnet ist, betrug das Plus 19 Prozent (Deutschland: +8 Prozent). Allerdings erhöhten sich im Jahresverlauf 2022 auch die Preise für Bauleistungen, etwa für den Neubau von Wohngebäuden, in Sachsen deutlich um durchschnittlich 21 Prozent gegenüber 2021 (vgl. Abb. 7; Deutschland: +16 Prozent), was die Wertentwicklungen relativiert. Dazu passt, dass sich die Zahl der tätigen Personen von Januar bis September 2022 im Vorjahresvergleich sogar leicht um etwa ein Prozent auf durchschnittlich 33.900 Personen verringerte (Deutschland: +2 Prozent).
Im Ausbaugewerbe zeigt sich sowohl beim Umsatz als auch bei den tätigen Personen im Betrachtungszeitraum seit 2015 ein tendenziell aufwärtsgerichteter Verlauf. Hinzu kommt beim Umsatz ein typisches Saisonmuster mit Maxima am Jahresende und Minima zu Jahresbeginn. Im 3. Quartal 2022 betrug der Gesamtumsatz 911 Millionen Euro, ein Zehntel weniger als der bisherige Rekordwert aus dem 4. Quartal 2020. Die Zahl der tätigen Personen übertraf am aktuellen Rand erstmals wieder seit 2002 das Niveau von 24.000 Personen.
Im Verlauf der ersten drei Quartale 2022 nahmen die von durchschnittlich 593 berichtspflichtigen Betrieben im Ausbaugewerbe erzielten Umsätze kontinuierlich auf insgesamt knapp 2,5 Milliarden Euro zu. Damit lagen sie nominal um 11 Prozent höher als im gleichen Zeitraum des Vorjahres (Deutschland: +13 Prozent). Auch diese Entwicklung ist maßgeblich durch die bereits angesprochenen Baupreissteigerungen beeinflusst (vgl. Abb. 7). Verhaltener fiel der Zuwachs bei den tätigen Personen mit reichlich 3 Prozent auf durchschnittlich 23.700 Personen aus.
Umsatz nach Auftraggebern/Wirtschaftszweigen seit 2015
Bei einer differenzierten Betrachtung der baugewerblichen Umsätze im sächsischen Bauhauptgewerbe nach Bauarten verteilten sich die in den ersten neun Monaten 2022 erzielten Umsätze in etwa hälftig auf den Hochbau (2,5 Milliarden Euro bzw. 52 Prozent Anteil; Deutschland: 56 Prozent) und auf den Tiefbau (2,3 Milliarden Euro bzw. 48 Prozent Anteil; Deutschland: 44 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wuchs der Hochbau mit 16 Prozent dabei stärker als der Tiefbau mit 7 Prozent.
Größter Auftraggeber im Bauhauptgewerbe ist der gewerbliche und industrielle Bau, auf den von Januar bis September 2022 knapp 2,5 Milliarden Euro bzw. 51 Prozent (Deutschland: 42 Prozent) der baugewerblichen Umsätze insgesamt entfielen. Dem folgt der öffentliche Bau und Straßenbau mit rund 1,7 Milliarden Euro Umsatz bzw. einem Drittel Anteil. Kleinster Auftraggeber ist der Wohnungsbau, in dem reichlich 0,7 Milliarden Euro bzw. 15 Prozent (Deutschland: 26 Prozent) aller Umsätze erwirtschaftet wurden. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum variierte die (von Preissteigerungen begleitete) Umsatzentwicklung von +1 Prozent im öffentlichen Bau und Straßenbau über +12 Prozent im Wohnungsbau bis zu +19 Prozent im gewerblichen und industriellen Bau (Bauhauptgewerbe insgesamt: +11 Prozent). Deutliche Entwicklungsunterschiede zwischen den einzelnen Auftraggebern waren im gesamten Betrachtungszeitraum festzustellen. So lag beispielsweise der Umsatzanteil des Wohnungsbaus im Jahr 2015 nur bei gut 11 Prozent und ist seitdem nahezu kontinuierlich angestiegen.
Von den baugewerblichen Umsätzen im Ausbaugewerbe entfielen in den ersten drei Quartalen 2022 – wie auf Bundesebene – nahezu vier Fünftel bzw. 1,9 Milliarden Euro auf die Bauinstallation und etwas mehr als 20 Prozent bzw. 0,5 Milliarden Euro auf den sonstigen Ausbau. Anders als in Teilen des Bauhauptgewerbes waren hier in den Corona-Jahren 2020/2021 bis zuletzt keine Umsatzrückgänge zu beobachten.
Umsatz- und Beschäftigungsstruktur
Der von Januar bis September 2022 im Baugewerbe insgesamt zu verzeichnende Umsatz von reichlich 7,3 Milliarden Euro ging zu zwei Dritteln auf das Bauhauptgewerbe (Deutschland: 63 Prozent) und zu einem Drittel auf das Ausbaugewerbe (Deutschland: 37 Prozent) zurück. Bei den zusammen rund 58.000 tätigen Personen betrug das Verhältnis 3 zu 2 (Deutschland: 54 zu 46 Prozent). Demnach sind die Tätigkeiten im Bauhauptgewerbe tendenziell umsatzintensiver, jene im Ausbaugewerbe dagegen eher personalintensiv.
Innerhalb des Bauhauptgewerbes dominiert der Bau von Gebäuden sowohl beim Umsatz mit knapp 1,8 Milliarden Euro als auch bei den Beschäftigten mit fast 9.200 Personen, gefolgt von den sonstigen spezialisierten Bautätigkeiten, zu denen u. a. die Dachdeckerei und Zimmerei zählen. Die umsatz- wie beschäftigungsstärksten Wirtschaftszweige im Ausbaugewerbe sind zu relativ gleichen Teilen die Elektroinstallation sowie die Gas-, Wasser-, Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlageninstallation mit jeweils rund 0,8 Milliarden Euro Umsatz und 8.100 bzw. knapp 7.200 tätigen Personen.
Der Gesamtumsatz je tätige Person lag im Betrachtungszeitraum 2022 im Bauhauptgewerbe mit 142.000 Euro um annähernd 40 Prozent höher als im Ausbaugewerbe mit 102.000 Euro. Auf der Ebene der Wirtschaftszweige wiesen der Brücken- und Tunnelbau (202.000 Euro) und der Bau von Gebäuden (191.000 Euro) die höchsten Werte auf. Am geringsten war der Wert in der relativ personalintensiven Malerei und Glaserei (69.000 Euro).
Umsatz nach Kreisen
Auf der Kreisebene erzielten von Januar bis September 2022 die Baubetriebe der Landeshauptstadt Dresden sowohl im Bauhauptgewerbe als auch im Ausbaugewerbe den größten Umsatz im Gesamtwert von 1 Milliarde Euro, was einem Anteil von fast 14 Prozent am gesamtsächsischen Umsatz im Baugewerbe entspricht. Auf den Landkreis Görlitz entfielen lediglich 4 Prozent bzw. zusammen 290 Millionen Euro. Während im Vogtlandkreis fast neun von zehn Euro Umsatz im Bauhauptgewerbe erwirtschaftet wurden, war es in der Stadt Chemnitz mehr als jeder zweite Euro im Ausbaugewerbe.
Die (nominale) Gesamtumsatzentwicklung im Baugewerbe variierte gegenüber dem Vorjahreszeitraum von Rückgängen um knapp 4 Prozent in den Kreisfreien Städten Chemnitz und Dresden bis zu Zuwächsen um 20 Prozent im Landkreis Zwickau sowie im Vogtlandkreis (Sachsen insgesamt: +11 Prozent). Bei den vorgelagerten Baugenehmigungen verzeichnete der Erzgebirgskreis im Vergleichszeitraum den stärksten Rückgang mit fast 26 Prozent, am moderatesten war das Minus im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge mit knapp 6 Prozent (Sachsen insgesamt: -16 Prozent; vgl. Excel-Arbeitsmappe).
Beim Gesamtumsatz je tätige Person steht der Vogtlandkreis mit einem Wert von insgesamt 198.000 Euro, bedingt durch den überdurchschnittlich hohen Anteil des tendenziell umsatzstärkeren Bauhauptgewerbes, mit deutlichem Abstand an erster Stelle. Es folgen die Kreisfreien Städte Leipzig (142.000 Euro) und Dresden (136.000 Euro) sowie die Landkreise Meißen und Bautzen (je 135.000 Euro) mit ebenfalls überdurchschnittlichen Ergebnissen (Sachsen insgesamt: 127.000 Euro). Die niedrigsten Werte wurden für den Erzgebirgskreis (95.000 Euro) und den Landkreis Görlitz (94.000 Euro) ermittelt.
Umsatzstruktur nach Kreisen und Wirtschaftszweigen
Die baugewerbliche Umsatzstruktur nach Wirtschaftszweigen (WZ-3-Steller) weist im Beobachtungszeitraum 2022 zwischen den 3 Kreisfreien Städten, 10 Landkreisen und der Landesebene zum Teil beträchtliche Unterschiede auf. Auf den Bau von Gebäuden entfiel speziell im Vogtlandkreis aber auch in den Landkreisen Mittelsachsen, Zwickau und Meißen der jeweils größte Umsatzanteil von rund 54 bis 29 Prozent. In den Landkreisen Nordsachsen und Bautzen wurde der meiste Umsatz von bis zu 39 Prozent mit dem Bau von Straßen und Bahnverkehrsstrecken generiert.
Auf Seiten des Ausbaugewerbes dominierte durchweg der Bereich Bauinstallation, der vom baugewerblichen Gesamtumsatz zwischen reichlich 7 Prozent im Vogtlandkreis und jeweils mehr als 40 Prozent in der Stadt Chemnitz und im Landkreis Leipzig ausmachte.
Entwicklung ausgewählter Baupreise im zeitlichen Verlauf seit 2015
Die Baupreisentwicklung in Sachsen verlief seit 2015 mit besonderer Dynamik ab Jahresbeginn 2021 (nach Auslaufen der zwischenzeitlichen Mehrwertsteuersenkung von 19 auf 16 Prozent anlässlich der Corona-Pandemie) faktisch ununterbrochen aufwärtsgerichtet und mündete zum Jahresende 2022 im Gebäudeneubau, im Ingenieurbau und auch bei der Instandhaltung von Wohngebäuden in historischen Index-Höchstständen. Die jahresdurchschnittliche Teuerung gegenüber 2021 betrug durchweg mehr als 20 Prozent, am stärksten war sie für Brücken im Straßenbau mit über 24 Prozent (in Deutschland zwischen 12 Prozent für Schönheitsreparaturen in einer Wohnung und 18 Prozent beim Neubau von Bürogebäuden sowie gewerblichen Betriebsgebäuden).
Beim Neubau von Wohngebäuden waren die höchsten Preissteigerungsraten 2022 binnen Jahresfrist für Dämm- und Brandschutzarbeiten an technischen Anlagen, Ramm-, Rüttel- und Pressarbeiten sowie Verglasungsarbeiten zu verzeichnen. Am moderatesten verteuerten sich Bodenbelagsarbeiten, Putz- und Stuckarbeiten sowie Naturwerksteinarbeiten.
Hauptpreistreiber auf den Baustellen waren laut Statistischem Bundesamt vor allem Baustoffe wie Stahl, Glas oder Beton, deren Kosten infolge der Energiekrise im Jahr 2022 weiter stark gestiegen sind.