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Konjunktur: Handwerk in Sachsen

Letzte Aktualisierung: 30. Januar 2024

Hätten Sie’s gewusst?

Unter dem Begriff Handwerk versammeln sich die verschiedensten Tätigkeiten und Berufe in unterschiedlichen Märkten über nahezu alle Bereiche im wirtschaftlichen Umfeld. Dies zeigt sich unter anderem in der Einteilung nach Gewerbegruppen, denen eine Vielzahl von (zulassungspflichtigen wie zulassungsfreien) Gewerbezweigen zugeordnet sind:

  • Bauhauptgewerbe (z. B. Maurer und Betonbauer, Dachdecker, Straßenbauer)
  • Ausbaugewerbe (z. B. Installateure und Heizungsbauer, Elektrotechniker, Tischler)
  • Handwerke für den gewerblichen Bedarf (z. B. Metallbauer, Feinwerkmechaniker, Gebäudereiniger)
  • Kraftfahrzeuggewerbe (z. B. Karosserie- und Fahrzeugbauer, Kraftfahrzeugtechniker)
  • Lebensmittelgewerbe (z. B. Bäcker, Fleischer, Brauer und Mälzer)
  • Gesundheitsgewerbe (z. B. Augenoptiker, Zahntechniker, Orthopädieschuhmacher) sowie
  • Handwerke für den privaten Bedarf (z. B. Steinmetze, Friseure, Textilreiniger, Bestatter).

Generell gilt: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in dieser Veröffentlichung auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet. Sämtliche Personen- bzw. Berufsbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

Daten und Fakten zum Thema Handwerk

Detaillierte Informationen zu Datenquellen, methodischen Erläuterungen und Begriffsdefinitionen nebst aktuellen Ergebnissen zum Thema Handwerk in Sachsen finden Sie hier:

Aktuelle Konjunkturdaten

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Handwerksunternehmen, tätige Personen und Umsatz im zeitlichen Verlauf seit 2010

Wie die Ergebnisse der jährlichen Handwerkszählung (Verwaltungsdatenauswertung aus dem Statistischen Unternehmensregister) zeigen, ist die Zahl der Handwerksunternehmen im (zulassungspflichtigen und zulassungsfreien) Handwerk in Sachsen im Betrachtungszeitraum von 2010 bis 2021 tendenziell gesunken. Zugleich haben die Zahl der tätigen Personen und die erwirtschafteten (nominalen) Umsätze nahezu ununterbrochen zugenommen. Im Ergebnis wurden 2021 insgesamt 35.389 Handwerksunternehmen (2010: 38.304) mit rund 286.000 tätigen Personen (2010: 278.000) und mehr als 30,6 Milliarden Euro Umsatz (2010: 21,9 Milliarden Euro; Deutschland 2021: 658,8 Milliarden Euro) verzeichnet.

Das Säulendiagramm zeigt die Zahl der Handwerksunternehmen und tätigen Personen (darunter sozialversicherungspflichtig Beschäftigte) sowie den Umsatz im zulassungspflichtigen und zulassungsfreien Handwerk in Sachsen von 2010 bis 2021.

Mehr als drei Viertel der tätigen Personen waren sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, zuletzt lag ihr Anteil bei 79 Prozent (226.000 Personen; 2010: 76 Prozent) und damit höher als auf Bundesebene (77 Prozent). Ebenfalls überdurchschnittlich war die Unternehmensdichte des sächsischen Handwerks 2021 mit rechnerisch 8,7 Einheiten je 1.000 Einwohner (2. Platz im Länderranking; Spanne von 9,1 Einheiten in Brandenburg bis 4,3 Einheiten in Hamburg; Deutschland: 6,8 Einheiten).

Bezogen auf den gesamtwirtschaftlichen Umsatz (gemäß Unternehmensregister) entfiel 2021 in Sachsen ein Anteil von gut 13 Prozent auf das Handwerk (Deutschland: 8,5 Prozent), was die besondere Bedeutung für die sächsische Wirtschaft unterstreicht.

Unternehmens-, Beschäftigungs- und Umsatzstruktur 2021 nach Gewerbegruppen

Die Situation im gesamtsächsischen Handwerk ist ganz maßgeblich durch das zulassungspflichtige Handwerk geprägt, auf das 2021 rund 89 Prozent der Handwerksunternehmen (31.435; Deutschland: 87 Prozent), 86 Prozent der tätigen Personen (246.000; Deutschland: 83 Prozent) und 95 Prozent des Umsatzes (29,1 Milliarden Euro; Deutschland: 94 Prozent) entfielen.

Das Säulendiagramm zeigt die Struktur der Handwerksunternehmen, der tätigen Personen sowie des Umsatzes im zulassungspflichtigen und zulassungsfreien Handwerk in Sachsen 2021 nach Gewerbegruppen.

Die Branchenvielfalt ist bei teils deutlichen Unterschieden in der Unternehmens-, Beschäftigten- und Umsatzstruktur groß. Es dominiert das Baugewerbe (Bauhaupt- und Ausbaugewerbe), wo von rund 125.000 tätigen Personen in knapp 19.600 Handwerksunternehmen mehr als 13,7 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet wurde. Darunter bestimmen vor allem »Maurer und Betonbauer«, »Installateure und Heizungsbauer« sowie »Elektrotechniker« mit zusammen je rund einem Viertel Unternehmens-, Beschäftigten- bzw. Umsatzanteil am Handwerk insgesamt das Geschehen.

Zweitgrößter Arbeitgeber nach dem Baugewerbe ist das Handwerk für den gewerblichen Bedarf, zu dem eine Vielzahl zulassungspflichtiger und zulassungsfreier Gewerbezweige, etwa die (umsatzstarken) »Metallbauer« oder die (beschäftigungsstarken) »Gebäudereiniger« zählen. In knapp 4.100 Hand­werksunternehmen waren mehr als 61.000 Personen tätig, die zusammen 5,2 Milliarden Euro Umsatz erwirtschafteten.

Einflussreich zeigten sich darüber hinaus im Kraftfahrzeuggewerbe speziell die »Kraftfahrzeugtechniker«, denen näherungsweise jedes zehnte Handwerksunternehmen und jede zehnte tätige Person und sogar 23 Prozent (7,1 Milliarden Euro) aller Umsätze im gesamtsächsischen Handwerk zuzurechnen waren.

Auf die übrigen Gruppen Lebensmittelgewerbe, Gesundheitsgewerbe sowie Handwerke für den privaten Bedarf mit u. a. zahlreichen »Bäckern« und »Friseuren« entfielen 2021 in Summe noch knapp 8.300 Handwerksunternehmen, 62.000 tätige Personen und 3,5 Milliarden Euro Umsatz.

Unternehmensgröße und Umsätze je tätige Person 2021 nach Gewerbegruppen

Die Unternehmens-, Beschäftigten- und Umsatzstrukturunterschiede zwischen den Gewerbegruppen lassen sich auch anhand von Relativ-Kennzahlen visualisieren. Mit einer durchschnittlichen Größe von 8 tätigen Personen je Unternehmen 2021 ist das sächsische Handwerk insgesamt mittelständisch geprägt (Deutschland: 9,5). Dabei reicht die Spanne von Einzelunternehmen und Kleinstgewerben mit im Schnitt 4 tätigen Personen im Handwerk für den privaten Bedarf bis hin zu größeren Einheiten mit durchschnittlich 18 tätigen Personen im Lebensmittelgewerbe. Noch größer ist die Heterogenität unter den Gewerbezweigen, zum Beispiel mit gemittelt 2 tätigen Personen je Unternehmen bei »Fliesen-, Platten- und Mosaiklegern« (Ausbaugewerbe) gegenüber 39 tätigen Personen je Unternehmen bei »Orthopädietechnikern« (Gesundheitsgewerbe).

Das Blasendiagramm zeigt den Umsatz je tätige Person sowie die Zahl der tätigen Personen je Unternehmen im zulassungspflichtigen und zulassungsfreien Handwerk in Sachsen 2021 nach Gewerbegruppen, normiert anhand der Zahl der Handwerksunternehmen

Auch beim Umsatz je tätige Person, der sich im Mittel aller sächsischen Handwerksunternehmen 2021 auf rund 107.000 Euro (Deutschland: 122.000 Euro; Sachsen 2010: 79.000 Euro) belief, zeigten sich deutliche Unterschiede. Mit Abstand am höchsten lag der Pro-Kopf-Wert im Kraftfahrzeuggewerbe mit 216.000 Euro (darunter »Zweiradmechaniker«: 359.000 Euro), am niedrigsten dagegen im Handwerk für den privaten Bedarf mit 41.000 Euro (darunter »Friseure«: 28.000 Euro). Einen ähnlich geringen durchschnittlichen Umsatz erwirtschaftete eine tätige Person im Handwerk für den gewerblichen Bedarf als »Gebäudereiniger« (29.000 Euro), annähernd neunmal so viel indes als »Land- und Baumaschinenmechaniker« (258.000 Euro).

Umsätze 2021 nach Kreisfreien Städten und Landkreisen

Regional betrachtet variierten die Umsätze in Sachsens Handwerk ebenfalls stark. Der meiste Umsatz, jeweils mehr als ein Zehntel, wurde mit 3,6 bzw. 3,3 Milliarden Euro von Handwerksunternehmen in den Städten Dresden und Leipzig erwirtschaftet. Weniger als halb so viel verbuchte mit 1,6 Milliarden Euro der Landkreis Nordsachsen. Je tätige Person war der Umsatz hier mit 122.000 Euro allerdings genauso hoch wie in der Landeshauptstadt, am geringsten fiel er mit 96.000 Euro im Erzgebirgskreis aus.

Das Balkendiagramm zeigt den Gesamtumsatz, dessen Veränderung gegenüber dem Vorjahr sowie den Umsatz je tätige Person im zulassungspflichtigen und zulassungsfreien Handwerk in Sachsen 2021 nach Kreisfreien Städten und Landkreisen

Im Vergleich zu 2020, dem ersten Jahr der Corona-Pandemie, schwankte die (nominale) Umsatzentwicklung von reichlich 3 Prozent Zuwachs in den Landkreisen Bautzen, Mittelsachsen und Zwickau bis zu 2 Prozent Rückgang im Vogtlandkreis (Sachsen: +1 Prozent). Das größte Minus an Handwerksunternehmen wies der Landkreis Görlitz auf, bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten bzw. tätigen Personen war es die Kreisfreie Stadt Dresden.

Auf 1.000 Einwohner kamen 2021 im Erzgebirgskreis rechnerisch mehr als 12 und damit die meisten Handwerksunternehmen in Sachsen. Am geringsten war die entsprechende Handwerksdichte in der Kreisfreien Stadt Leipzig mit reichlich 5 Handwerksunternehmen je 1.000 Einwohner.

Der Umsatzanteil des zulassungspflichtigen Handwerks am Handwerksumsatz insgesamt variierte von 91 Prozent in der Kreisfreien Stadt Leipzig bis zu knapp 98 Prozent im Landkreis Nordsachsen (Sachsen: 95 Prozent). Folglich sind in der Messestadt gemeinhin stärker zulassungsfreie Gewerbezweige präsent, allem voran die »Gebäudereiniger«. Auf Seiten der zulassungspflichtigen Gewerke ist in allen drei Kreisfreien Städten das Kraftfahrzeuggewerbe mit Umsatzanteilen von bis zu 38 Prozent (Sachsen: 27 Prozent) überdurchschnittlich prägend. Beim Ausbaugewerbe verzeichnete der Landkreis Leipzig mit 32 Prozent (Sachsen: 27 Prozent) den größten Anteilswert.

Umsatz und Beschäftigte im zeitlichen Verlauf seit 2021 nach Quartalen

Für unterjährige Entwicklungsbetrachtungen im Handwerk stehen Angaben zu den Merkmalen Umsatz und Beschäftigte in Form von Messzahlen und Veränderungsraten aus der vierteljährlichen Handwerksberichterstattung zur Verfügung. Ihr zugrunde liegen Meldungen der Bundesagentur für Arbeit zu den sozialversicherungspflichtig und geringfügig entlohnten Beschäftigten sowie Meldungen der Finanzämter zu den steuerbaren Umsätzen.

Infolge grundlegender Änderungen der Handwerksordnung im Jahr 2020 und der erforderlichen Festlegung eines neuen Basisjahres für die Messzahlen (2020 = 100) beginnt die Vergleichszeitreihe mit dem 1. Quartal 2021 und umfasst gegenwärtig elf Quartale.

Das Liniendiagramm zeigt die Entwicklung des Umsatzes und der Beschäftigten in zulassungspflichtigen Handwerksunternehmen in Sachsen vom 1. Quartal 2021 bis zum 3. Quartal 2023 nach ausgewählten Wirtschaftszweigen.

In diesem Zeitraum stiegen die Umsätze im (zulassungspflichtigen) Handwerk Sachsens unter saisonalen Schwankungen tendenziell an. Die stärkste Saisonfigur unter den Wirtschaftszweigen weist – witterungsbedingt – das Baugewerbe auf. Vom 1. bis zum 3. Quartal 2023 reichten die (nominalen) Umsatzzuwächse gegenüber dem Vorjahreszeitraum von gut 3 Prozent im Baugewerbe bis zu fast 7 Prozent im Bereich Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kfz. Insgesamt lag das Plus bei rund 5 Prozent (Deutschland: +6 Prozent) nach 8 Prozent (Deutschland: +9 Prozent) Wachstum in 2022. Hier wirkten sich unter anderem auch die zum Teil erheblichen Preissteigerungen bei den gewerblichen Erzeugerpreisen, Baupreisen bzw. Einzelhandelspreisen entsprechend aus.

Die Beschäftigtenentwicklung im (zulassungspflichtigen) Handwerk verlief seit Anfang 2021 weitgehend kontinuierlich rückläufig und erreichte im 2. Quartal 2023 einen vorläufigen Tiefststand. Zum Referenzniveau von 2020 fehlten so zuletzt nahezu 5 Prozent (Deutschland: -3 Prozent). Dabei nahm die Beschäftigung im bisherigen Jahresverlauf 2023 stärker ab als 2022, möglicherweise ein erstes Anzeichen für einen gewissen Fachkräftemangel im Handwerk.

Aktuelle Umsatz- und Beschäftigungsentwicklung nach Gewerbegruppen

In den ersten drei Quartalen 2023 gegenüber 2022 zeigte sich in allen sieben Gewerbegruppen ein Rückgang der Beschäftigtenzahlen von knapp -1 Prozent im Handwerk für den gewerblichen Bedarf bis reichlich -4 Prozent im Bauhauptgewerbe sowie im Handwerk für den privaten Bedarf (Insgesamt: -2 Prozent; Deutschland: -1 Prozent). Auf der Ebene der Gewerbezweige war für »Steinmetze und Steinbildhauer« sowie für »Stuckateure« sogar ein zweistelliges Minus zu verzeichnen, andererseits gab es Zuwächse von mehr als 2 Prozent bei »Hörakustikern« und »Zweiradmechanikern«.

Das Balkendiagramm zeigt die Veränderung des Umsatzes und der Beschäftigten in zulassungspflichtigen Handwerksunternehmen in Sachsen 2022 und vom 1. bis zum 3. Quartal 2023 gegenüber dem Vorjahreszeitraum nach Gewerbegruppen

Die (nominale) Umsatzentwicklung wies im gleichen Zeitraum eine deutlich höhere Schwankungsbreite auf. Einzig das Bauhauptgewerbe verbuchte ein Rückgang von -2 Prozent, welcher durch überdurchschnittliche Umsatzeinbußen bei »Zimmerern« und »Dachdeckern« (jeweils -6 Prozent) verursacht wurde. In allen anderen Gewerbegruppen waren die Umsätze vom 1. bis 3. Quartal 2023 um bis zu 8 Prozent höher als im Vorjahreszeitraum.
Zweistellige Wachstumsraten gab es bei »Klempnern; Installateuren und Heizungsbauern«, »Elektrotechnikern«, »Gebäudereinigern«, »Orthopädietechnikern«, »Hörakustikern«, »Schuhmachern«, »Kosmetikern«, »Textilreinigern«, »Fotografen« sowie »Brauern und Mälzern«.

Eine vollständige Auflistung aller (zulassungspflichtigen und zulassungsfreien) Gewerbezweige mit detaillierten Angaben zur Umsatz- und Beschäftigtenentwicklung ab dem 1. Quartal 2021 enthält die nachfolgende Tabelle. Damit lassen sich beispielsweise auch die für die sogenannte Wärmewende in Deutschland relevanten Akteure wie »Klempner«, »Installateure und Heizungsbauer«, »Wärme-, Kälte- und Schallschutzisolierer« oder »Dachdecker« genauer beobachten.

Zahlen und Fakten als Excel-Arbeitsmappe

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