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Statistisch betrachtet: Energiebilanzierung in Sachsen

Energiebilanzen stellen Aufkommen, Umwandlung und Verwendung von Energieträgern für einen definierten Zeitraum und eine abgegrenzte Region dar. Dabei werden die Energieträger – sprich alle Quellen, aus denen direkt oder indirekt Energie gewonnen werden kann – in Mengeneinheiten (beispielsweise in Tonnen, Kubikmetern oder Gigawattstunden) oder einheitlichen, vergleichbaren Energieeinheiten (z.B. Petajoule) dargestellt.

Primärenergieträger, wie Stein- und Braunkohle (roh) oder die Erneuerbaren Energieträger, können unmittelbar zur Energiegewinnung genutzt werden. Sekundärenergieträger hingegen, stehen nicht direkt zur Energiegewinnung zur Verfügung. Sie wurden zuvor durch eine Umwandlung, d.h. durch eine Änderung der chemischen und/oder physikalischen Eigenschaften, aus den Primärenergieträgern hergestellt. Beispiele sind hier Stein- und Braunkohleprodukte, Strom und Fernwärme. Die Energiebilanz gliedert sich in drei Abschnitte:

  • Primärenergiebilanz
  • Umwandlungsbilanz
  • Endenergiebilanz

Sie wird ergänzt um die Satellitenbilanz mit einer detaillierteren Aufgliederung der Erneuerbaren Energieträger.

Weitere Informationen zu Energiebilanzen

Die Energiebilanzen 2019 in Energieeinheiten und Mengeneinheiten finden Sie unter www.energie.sachsen.de.

Primärenergiebilanz

Das Balkendiagram stellt den Anteil der Energieträger am Primärenergieverbrauch 2019 für Deutschland und Sachsen dar. Braunkohle hat in Sachsen mit 44 % den größten Anteil, in Deutschland 9 %. Ihr folgen Mineralöle, Erdgas und Erneuerbare Energieträger.

Die Primärenergiebilanz zeigt, welche Energiemenge durch Gewinnung im Inland, Ein- und Ausfuhren (andere Bundesländer), Im- bzw. Exporte (Ausland) sowie Bestandsveränderungen zur Verfügung steht. Aus den Salden ergibt sich der Primärenergieverbrauch.

Der Primärenergieverbrauch in Sachsen betrug 2019 rund 605 Petajoule. Dieser wurde großteilig über fossile Energieträger gedeckt. In Sachsen ist Braunkohle immer noch der meistgenutzte Energieträger (28 Millionen Tonnen oder umgerechnet 269 Petajoule), gefolgt von Mineralöl und Mineralölprodukten (4 Millionen Tonnen, umgerechnet 180 Petajoule) und Erdgas bzw. Erdölgas (39 Tausend GWh, entspricht 139 Petajoule).
Allerdings konnte Sachsen den Anteil von Erneuerbaren Energieträgern am Primärenergieverbrauch in den letzten 10 Jahren von 43 Petajoule (2009) auf 60 Petajoule (2019) steigern. Steinkohle und Kernenergie spielen, im Gegensatz zu Gesamtdeutschland, im sächsischen Primärenergieverbrauch keine Rolle. Zu den sonstigen Energieträgern zählen unter anderem nicht-biogene Abfall- und Reststoffe, die beispielsweise zur Energiegewinnung verbrannt werden.

Da in Sachsen deutlich mehr Strom produziert als verbraucht wird, werden die Überschüsse in andere Bundesländer oder ins Ausland geliefert. Dadurch entsteht der große, negative, sächsische Stromaustauschsaldo von -48 Petajoule, welcher den Primärenergieverbrauch in Sachsen verringert.

Ein Kreisdiagram zeigt, dass 67 % des Primärenergieverbrauchs bei den Erneuerbaren Energieträgern in Sachsen aus Biomasse, Biogas gewonnen werden. Solarenergie und Windenergie haben mit 14 % und 13 % einen ähnlichen Anteil.

Der Primärenergieverbrauch Erneuerbarer Energieträger wird in Sachsen zu zwei Drittel durch Biomasse und Biogas erzeugt. Biomasse und Biogas sind organische Substanzen bzw. deren Abbauprodukte.

Solarthermie bezeichnet die Umwandlung von Lichtenergie in direkt nutzbare Wärme (vor allem für Brauchwasser und Raumheizung). Im Fall von Photovoltaik erfolgt die Umwandlung in elektrische Energie.

Klärgas, Deponiegas, Wärme aus Wärmepumpen und Wasserkraft sind in der Kategorie Sonstige zusammengefasst.

Umwandlungsbilanz

Braunkohle wird in Kraftwerken zur Verstromung und in Heizwerken zur Fernwärmegewinnung eingesetzt. In Kraftwerken wird der Output teilweise zum Eigenverbrauch genutzt. Bei beiden Anlagen kommt es zu Umwandlungs- sowie Fackel- und Leitungsverlusten.

Die Umwandlungsbilanz gibt Aufschluss über Einsatz und Ausstoß der jeweiligen Umwandlungsprozesse. Sie stellt die durch die Umwandlung selbst verursachten Verbräuche der Energieträger sowie Leitungs- und Fackelverluste dar. Außerdem wird der nicht-energetische Verbrauch ausgewiesen.

Das Beispiel zeigt stark vereinfacht die Umwandlung von Braunkohle in Kraft- und Heizwerken zu Strom und Fernwärme.

Endenergiebilanz

Das Liniendiagram zeigt die Entwicklung der Anteile der Energieträger am Endenergieverbrauch in Sachsen zwischen 2000 und 2019.

Die Endenergiebilanz schlüsselt die tatsächlich unmittelbar zur Erzeugung von Nutzenergie zur Verfügung stehenden Energieträger nach Verbrauchergruppen auf. Es werden nur Energieträger ausgewiesen, die tatsächlich energetisch genutzt werden. Im sächsischen Endenergieverbrauch bilden die fossilen Primärenergieträger Mineralöl und Erdgas den größten Anteil (2019: rund 64 Prozent).

Die direkte Nutzung der in der Primärenergiebilanz vorherrschenden Braunkohle spielt in der Endenergiebilanz nur eine geringe Rolle und findet sich deshalb in der Grafik unter Sonstige wieder. Der Großteil des Primärenergieträgers Braunkohle wird umgewandelt und ist somit indirekt im Sekundärenergieträger Strom enthalten.

Der Anteil der Erneuerbaren Energieträger am Endenergieverbrauch wuchs zwischen 2009 und 2019 um fast 1,5 Prozentpunkte. Er liegt mit knapp 7 Prozent nunmehr nur noch geringfügig unter dem gesamtdeutschen (fast 8 Prozent).

Das Liniendiagramm stellt die Entwicklung der Primärenergieproduktivität in Sachsen und Deutschland zwischen 2000 und 2019 dar. In diesem Zeitabschnitt ist die Primärenergieproduktivität jeweils angestiegen.

Eine Vielzahl von Indikatoren werden auf Basis der Energiebilanzen berechnet. Ziel ist es, aus den komplexen Bilanzen schneller und leichter verständliche sowie sinnvoll vergleichbare Kenngrößen zu bestimmen. So werden beispielsweise die Energieverbräuche mit Einwohnerzahlen oder dem Bruttoinlandsprodukt verknüpft.
Eine breite Auswahl solcher Indikatoren auf Länderebene finden sich u. a. auf der Internetseite des Länderarbeitskreises Energiebilanzen und des Arbeitskreises Umweltökonomische Gesamtrechnungen der Länder.

Es wird der Primär- und Endenergieverbrauch für Sachsen und Deutschland zwischen 2000 und 2018 in einem Liniendiagramm dargestellt. 2000 bis 2017 lag der jeweilige deutsche Primär- und Endenergieverbrauch über dem sächsischen.

Primär- und Endenergieverbrauch je Einwohnerin und Einwohner sind in Sachsen im Zeitraum von 2000 bis 2018, entgegen der bundesdurchschnittlichen Entwicklung, um 21 Prozent bzw. 15 Prozent angestiegen. Dabei liegt der Primärenergieverbrauch je Einwohnerin und Einwohner deutlich über dem Endenergieverbrauch je Einwohnerin und Einwohner, da der Endenergieverbrauch erst nach Verlusten und nicht-energetischen Verbräuchen zur Verfügung steht.
Auffällig ist, dass der Primär- und Endenergieverbrauch Sachsens je Einwohnerin und Einwohner unter den jeweiligen Werten Deutschlands liegen, die Primärenergieverbräuche je Einwohnerin und Einwohner sich aber 2018 angleichen.

Es wird die Entwicklung des BIP, des Primärenergieverbrauchs und der Primärenergieproduktivität zwischen 2000 und 2018 dargestellt. Der Primärenergieverbrauch stieg leicht. BIP und Primärenergieproduktivität haben einen steileren, ähnlichen Anstieg.

Primär- und Endenergieproduktivität sind Maßstäbe zur Bewertung des effizienten Einsatzes der Energieträger. Sie berechnen sich aus dem Verhältnis des Bruttoinlandsprodukts zum Primär- bzw. Endenergieverbrauch.
Der Anstieg der sächsischen Primär- und Endenergieproduktivität ist auf einen starken Anstieg des sächsischen Bruttoinlandprodukts zwischen 2000 und 2018 bei gleichzeitig vergleichsweise geringerer Zunahme des Primär- und Endenergieverbrauches zurückzuführen.

Primärenergiebilanz

In einem Kreisdiagramm wird die Aufteilung des Energieaufkommens von Braunkohle in Sachsen für das Jahr 2019 dargestellt. 78 % sind Primärenergieverbrauch. 22 % verlassen Sachsen 2019 als Exporte beziehungsweise Lieferungen.

In Sachsen wurden 2019 rund 36 Millionen Tonnen Braunkohle gefördert (umgerechnet 341 Petajoule). Diese bilden, zusammen mit den vergleichsweise geringen Bezügen aus anderen Bundesländern sowie Importen (in Form von 253 Tausend Tonnen Briketts und anderen Braunkohleprodukten, umgerechnet 5 Petajoule) das Energieaufkommen von Braunkohle in Sachsen. Fast ein Viertel davon verlässt allerdings den Freistaat. Die verbleibenden 269 Petajoule bilden den sächsischen Primärenergieverbrauch an Braunkohle.

Umwandlungsbilanz

Das Kreisdiagramm stellt die Verwendung der eingesetzten Energie in Kraftwerken 2019 in Sachsen dar. 52 % waren Umwandlungsverlust, 39 % Strom, 7 % Fernwärme. 2 % waren Eigenverbrauch.

Braunkohle wird überwiegend verstromt und bildet damit in Sachsen die wichtigste Quelle zur Sicherung der Stromversorgung. Allerdings geht in sächsischen Kraftwerken rund die Hälfte des Umwandlungseinsatzes als Umwandlungsverlust bzw. Fackel- und Leitungsverlust verloren. Fast 40 Prozent der eingesetzten Energie verlassen als Strom das Kraftwerk, 7 Prozent als Fernwärme. Für den Eigenverbrauch des Kraftwerkes, beispielsweise Beleuchtung und Technik, werden 2 Prozent der eingesetzten Energie verwendet.

Endenergiebilanz

Bezogen auf die Braunkohle wird in der Endenergiebilanz hauptsächlich die Verwendung der Sekundärenergieträger Strom und Fernwärme in den einzelnen Sektoren ausgewiesen.

Da Kohle hauptsächlich im Umwandlungsbereich in Kraftwerken eingesetzt wird, hat der Primärenergieträger Kohle (roh) in der Endenergiebilanz keine Bedeutung mehr und auch andere daraus hergestellte Produkte haben nur einen geringen Anteil am Endenergieverbrauch. Im Jahr 2019 wurden 117.000 Tonnen Briketts von sächsischen Haushalten gekauft. 115.000 Tonnen anderer Braunkohleprodukte (wie Braunkohlenkoks, Staubkohle, Trockenkohle oder Wirbelschichtkohle) wurden zudem im Verkehrssektor, im Industriesektor sowie von Gewerbe, Handel und Dienstleistungsunternehmen verwendet.

Energieflussbild

Das Energieflussbild zeigt grafisch, aus welchen Primärenergieträgern die Energie stammt, wie sie aufbereitet und umgewandelt wird und schließlich in welcher Form sie den Verbrauchssektoren zur Verfügung steht. Die Energiemengen werden durch unterschiedliche Linienstärken dargestellt.

Mehr Informationsangebote

Der Länderarbeitskreis Energiebilanzen (LAK Energiebilanzen) ist ein Zusammenschluss der statistischen Landesämter und den für die Energiewirtschaft zuständigen Ministerien der Länder. Er entwickelt die für alle Bundesländer einheitliche Methodik zur Erstellung der Energie- und CO2-Bilanzen und koordiniert das Vorgehen zwischen den Ländern. Er stellt somit eine Vergleichbarkeit der Bilanzen zwischen den Ländern sicher.

Der Arbeitskreis Umweltökonomische Gesamtrechnungen der Länder (AK UGRdL) wird von den statistischen Landesämtern gebildet und nutzt in seinen Rechenwerken unter anderem Daten der Energiebilanzen des LAK Energiebilanzen zur Berechnung darauf aufbauender Kennzahlen.

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