Statistisch betrachtet: Erwerbsleben in Sachsen
Letzte Aktualisierung: 03.05.2024
Die Erwerbstätigkeit nimmt im Leben vieler Menschen in Sachsen und auch in öffentlichen Debatten einen hohen Stellenwert ein. Immer wieder stehen Themen zur Erwerbsbeteiligung und Arbeitsintensität oder zum Wandel von Beschäftigungsverhältnissen im Fokus der Diskussion. Seit 2020 wirken sich wie in allen Bereichen des Lebens auch im Erwerbsleben die Folgen der Corona-Pandemie aus.
Statistikerläuterungen
Erläuterungen zu den jeweiligen Erhebungen finden Sie unter:
- Mikrozensus
- Neuregelung des Mikrozensus ab 2020 Weiterleitung zum Statistischen Bundesamt
- Qualitätsbericht der Vierteljährlichen Verdiensterhebung Weiterleitung zum Statistischen Bundesamt
Erwerbspersonen
Im Jahresdurchschnitt 2022 waren 84,3 Prozent aller sächsischen Männer und 78,7 Prozent aller sächsischen Frauen im Alter von 15 bis unter 65 Jahren erwerbstätig oder erwerbslos und wurden damit zu den Erwerbspersonen gezählt. Männer wiesen gegenüber den Frauen in allen Altersgruppen eine höhere Erwerbsquote auf.
Im Vergleich mit dem Bundesdurchschnitt war die Quote bei den Männern in Sachsen weiterhin geringfügig höher, bei den Frauen lag sie aufgrund der höheren Erwerbsneigung im Vergleich zu Frauen in den westlichen Bundesländern noch immer deutlich darüber.
Die Erwerbstätigenquote (Anteil der Erwerbstätigen je 100 der Bevölkerung) lag 2022 in allen Altersgruppen mit Ausnahme der unter 25-Jährigen, die noch häufig in der Ausbildung stehen, und der 60- bis unter 65-Jährigen bei 80 Prozent oder höher.
Die Erwerbslosenquote (Anteil der Erwerbslosen je 100 Erwerbspersonen) der 15- bis unter 65-Jährigen betrug 2022 rund 2,6 Prozent. In der Altersgruppe 15 bis unter 25 Jahre war sie mit 5,7 Prozent am höchsten. Die 25- bis unter 35-Jährigen hatten mit 3,6 Prozent den zweithöchsten Wert gefolgt von den 55- bis unter 65-Jährigen mit 3,2 Prozent.
Qualifikation und Stellung im Beruf
Über die Hälfte der Männer (52,4 Prozent) und damit deutlich mehr als Frauen (44,9 Prozent) im Alter von 15 bis unter 65 Jahren verfügten 2022 über den Abschluss einer Lehre oder Berufsausbildung im dualen System. Der Anteil von Frauen mit Fachschulabschluss (15,9 Prozent) war im Vergleich mit den Männern (9,9 Prozent) deutlich höher. Auch bei akademischen Abschlüssen lagen die Frauen mit 21,1 Prozent leicht vor den Männern (18,6 Prozent). 8,7 Prozent der Männer und 7,4 Prozent der Frauen waren ohne beruflichen Abschluss und auch nicht mehr in Ausbildung.
Definition
Weitere Informationen zur Zuordnung der beruflichen Bildungsabschlüsse finden Sie in unserem Glossar unter dem Begriff »Ausbildungsabschluss«.
Der Großteil der Erwerbstätigen im Alter von 15 bis unter 65 Jahren gehörte 2022 zu den abhängig Beschäftigten. 83,4 Prozent der Männer und 88,4 Prozent der Frauen waren Angestellte bzw. Arbeiter und Arbeiterinnen. Die Anteile der Beamten und Beamtinnen lagen bei 3,3 Prozent bzw. 3,1 Prozent.
Reichlich drei Prozent der Erwerbstätigen waren Auszubildende, wobei der Anteil unter den Männern mit 3,4 Prozent höher war als bei den Frauen (2,6 Prozent). Eine selbstständige Tätigkeit übten deutlich mehr Männer (10,0 Prozent) als Frauen (5,9 Prozent) aus.
Erwerbstätige nach Wirtschaftsbereichen und Berufsgruppen
Fast die Hälfte (45,8 Prozent) aller Erwerbstätigen arbeitete 2022 im Wirtschaftsbereich Sonstige Dienstleistungen. Mit einem Anteil von fast zwei Dritteln der Beschäftigten in diesem Bereich war er eine Domäne der Frauen. Im Produzierenden Gewerbe arbeiteten 29,1 Prozent der Erwerbstätigen. Hier waren die Männer mit mehr als drei Vierteln der Beschäftigten in der Überzahl. Handel, Gastgewerbe und Verkehr; Information und Kommunikation war der drittgrößte Wirtschaftsbereich. Fast ein Viertel (23,8 Prozent) der Erwerbstätigen hatten hier ihren Job. Nur 1,3 Prozent der Erwerbstätigen arbeiteten im Bereich Land- und Forstwirtschaft und Fischerei.
Noch immer gibt es zahlreiche typische »Frauen- bzw. Männerberufe«. Besonders oft waren Frauen 2022 in Berufen aus den Bereichen Unternehmensführung und -organisation, in medizinischen Gesundheitsberufen, Verkaufsberufen sowie in Berufen aus Erziehung, sozialen und hauswirtschaftlichen Berufe, Theologie tätig. Zu den am häufigsten von Männern ausgeübten Berufen gehörten solche in der Maschinen- und Fahrzeugtechnik, in Unternehmensführung und ‑organisation, Verkehrs- und Logistikberufe (ohne Fahrzeugführung) sowie Mechatronik-, Energie- und Elektroberufe.
Art der Beschäftigungsverhältnisse
Vollzeit und Teilzeit
Die Mehrheit (73,9 Prozent) der abhängig beschäftigt Erwerbstätigen im Alter von 15 bis unter 65 Jahren arbeitete 2022 in Vollzeit. Rund ein Viertel hatte allerdings einen Teilzeitjob. Dies war bei Frauen mit 42,4 Prozent weitaus häufiger der Fall als bei Männern (11,1 Prozent). Damit waren über drei Viertel (77,8 Prozent) aller Teilzeitbeschäftigten Frauen.
Rund jede vierte Teilzeitbeschäftigte (26,5 Prozent) gab an, dass dies ohne konkreten Grund ihr Wunsch sei. Mehr als jede Fünfte (21,3 Prozent) begründete die Verkürzung der Arbeitszeit mit der Betreuung von Kindern. Bei Männern waren Schulausbildung, Studium oder sonstige Aus- und Fortbildung am häufigsten (24,1 Prozent) der Grund für die Verkürzung der Arbeitszeit.
Wochenendarbeit
Für fast ein Drittel (32,5 Prozent) aller Erwerbstätigen gehörte 2022 ständiges oder gelegentliches Arbeiten am Wochenende zum Berufsalltag. 31,3 Prozent hatten innerhalb von vier Wochen an mindestens einem Sonnabend gearbeitet. Sonntagsarbeit betraf mehr als jeden oder jede sechste (17,3 Prozent).
Besonders verbreitet war Wochenendarbeit im Gastgewerbe, hier hatten drei Viertel der Erwerbstätigen am Wochenende gearbeitet. Auch in Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kfz, im Gesundheits- und Sozialwesen sowie im Bereich Verkehr und Lagerei arbeitete rund die Hälfte der Erwerbstätigen am Wochenende. Vor allem im Gesundheits- und Sozialwesen war dabei auch der Sonntag häufig ein Arbeitstag.
Homeoffice
Etwa 13,8 Prozent der abhängig Erwerbstätigen hatten 2022 in der Berichtswoche und den drei davorliegenden an mindestens der Hälfte der Arbeitstage oder manchmal zu Hause gearbeitet. Das waren deutlich mehr als 2020 (10,0 Prozent). Frauen (14,4 Prozent) arbeiteten etwas häufiger in dieser Form als Männer (13,3 Prozent). Besonders Beamtinnen und Beamte (knapp ein Drittel) und Angestellte (17,0 Prozent) nutzten das Homeoffice.
Unter Selbstständigen war Homeoffice mit 40,0 Prozent deutlich stärker verbreitet. Dabei war der Anteil unter den Selbstständigen ohne Beschäftigte besonders hoch (45,4 Prozent). Von den Selbstständigen mit Beschäftigten arbeiteten nur 33,4 Prozent zumindest manchmal zu Hause.
Bei den Werten handelt es sich um Jahresdurchschnitte und es kann jahreszeitliche Schwankungen geben. Auch nach der Corona-Pandemie mit Maßnahmen zum Arbeitsschutz bis hin zur Verpflichtung der Arbeitgeber auf Gewährung von Telearbeit und der damit einhergehenden Flexibilisierung zeichnet sich eine Änderung bei der Ausprägung von Homeoffice gegenüber der Vor-Corona-Zeit ab.
Verdienste
Im Durchschnitt verdienten vollzeitbeschäftigte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer des Produzierenden Gewerbes und Dienstleistungsbereiches im Jahr 2021 in Sachsen gut 44.500 Euro brutto einschließlich aller Sonderzahlungen. Im zweiten Jahr der Corona-Pandemie 2021 stiegen die durchschnittlichen Bruttojahresverdienste in Sachsen im Vergleich zu 2020 um 4,2 Prozent.
Vollzeitbeschäftigte Frauen verdienten durchschnittlich knapp 42.700 Euro und Männer rund 45.400 Euro. Somit erzielten Frauen im Schnitt 94,1 Prozent des Bruttojahresverdienstes ihrer männlichen Kollegen.
Methodischer Hinweis
Die ausgewiesenen Bruttoverdienste beinhalten ausschließlich die von den Arbeitgebern gezahlten Verdienste. Kurzarbeitergeld ist eine Lohnersatzleistung, die von der Bundesagentur für Arbeit bezahlt wird und deshalb in den hier ausgewiesenen Bruttoverdiensten nicht enthalten ist. Beschäftigte, die von Kurzarbeit betroffen sind, werden mit den entsprechend gekürzten Verdiensten und gekürzten Arbeitsstunden in die Datenmeldung der Verdienststatistik einbezogen.
Die einzelnen Wirtschaftsabschnitte wiesen sehr unterschiedliche Verdienstniveaus auf. So wurden im Vergleich zum Durchschnittsverdienst im Produzierenden Gewerbe (41.900 Euro) und Dienstleistungsbereich (46.200 Euro) insgesamt in den Wirtschaftsabschnitten des Produzierenden Gewerbes in der Energieversorgung sowie im Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden höhere Jahresverdienste erzielt.
Dagegen lagen die Verdienste im Verarbeitenden Gewerbe, der Wasserversorgung und im Baugewerbe unter dem Durchschnitt. Im Gastgewerbe als Branche des Dienstleistungsbereiches wurde mit einem durchschnittlichen Bruttojahresverdienst einschließlich Sonderzahlungen für Vollzeitbeschäftigte von 24.800 Euro der geringste Verdienst erzielt. Dieses Ergebnis ist jedoch auch durch vermehrte Kurzarbeit in dieser Branche während der Corona-Pandemie beeinflusst. Dagegen wurden bei der Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen mit 66.600 Euro überdurchschnittliche Bruttojahresverdienste einschließlich Sonderzahlungen erzielt.
In allen Leistungsgruppen lagen die durchschnittlichen Bruttojahresverdienste einschließlich Sonderzahlungen der Frauen unter denen der Männer. In der höchsten Leistungsgruppe 1 war die Verdienstlücke der Frauen im Vergleich zu Männern überdurchschnittlich hoch.
Statistischer Bericht zum Thema
Verdienste und Arbeitszeiten im Produzierenden Gewerbe und Dienstleistungsbereich (N I 6)
Letzter Berichtsstand: IV. Quartal 2021 und Jahr 2021
Wird nicht mehr veröffentlicht.
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